Referent:innen
Caspar Schmitz-Morkramer
(Architekt, Geschäftsführer und Gründer von caspar., Autor von Retail in Transition)
Robert Kaltenbrunner
(Abteilungsleiter Wohnungs- und Bauwesen, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR))
Doris Kleilein
(JOVIS Verlag, Architektin, Verlegerin von Retail in Transition)
Moderator
Alexander Gutzmer
(Architekturjournalist und Kulturwissenschaftler, München)
„Genau zur richtigen Zeit“, sagte Jovis-Chefin Doris Kleilein, habe sie das Buch „Retail in Transition“ von Caspar Schmitz-Morkramer verlegt: Die Gefahr der Verödung von Innenstädten, vor der das Buch warnt, sei durch die Lockdown-Leere dramatisch unterstrichen worden.
Kleilein traf sich mit ihrem Autor am Mittwoch, den 6. Oktober, zum Auftakt der öffentlichen Gesprächsreihe „Innen.Stadt.Leben.“ in Berlin. Der Abend geht auf die Initiative von Caspar Schmitz-Morkramer zurück, der in der Veröffentlichung seines Buchs den richtigen Anlass und mehr als genug Potenzial für mehrere Bühnendiskussionen sah. Bis zum März 2022 finden in Kooperation mit und in den Räumen von dem Aedes Network Campus Berlin (ANCB) insgesamt vier Veranstaltungen statt.
Auf der Premierenbühne saßen außerdem Robert Kaltenbrunner, Abteilungsleiter im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), sowie Moderator Alexander Gutzmer, Ex-Chefredakteur vom „Baumeister“, und zusammen mit den „Welt“-Redakteur:innen Céline Lauer und Michael Fabricius einer der Macher des empfehlenswerten metroscope-Newsletters.
Zu Beginn des Abends stellte Caspar Schmitz-Morkramer dem Publikum sein Buch vor und verdeutlichte die Konsequenzen der Transformation des Einzelhandels für das Innenstadtleben. Einer der wichtigsten Ansätze, um die Innenstadtverödung zu verhindern, sei die systematische Förderung einer Mischnutzung in den Stadtzentren – also das Mit- und Nebeneinander von Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Kultur und Handel. Wie das aussehen kann, zeigen nicht nur das Buch „Retail in Transition“, sondern auch caspar.-Projekte wie die Ulmer Sedelhöfe oder die Deiker Höfe in Düsseldorf.
Für Robert Kaltenbrunner, der einen Impulsvortrag folgen ließ, ist eine „Extrapolation des Weiter-So“ kein Rezept für die Zukunft der Stadtzentren. Allerdings war er ehrlich genug einzuräumen, dass auch er keine klaren Antworten auf die Fragen habe und „Demut“ angebracht sei. Denn wie vielschichtig das Problem ist, zeigte sein eigener Beitrag, in dem er das Öffentlich-Machen von Räumen, eine neutrale Kleinteiligkeit, neue Denkansätze und hybride Gebiete forderte – viele Dinge, die in den städtebaulichen Entwürfen von caspar. bereits eine wichtige Rolle spielen.
Doris Kleilein stimmte den Plädoyers von Kaltenbrunner und Schmitz-Morkramer für die Mischnutzung von Innenstadtarealen uneingeschränkt zu. Allerdings wies sie darauf hin, dass die Städte den entsprechenden Mut dafür aufbringen müssten. Schmitz-Morkramer merkte an, dass die unvermeidlichen Transformationsprozesse für Städte wie Düsseldorf leichter seien als für andere – und dass viele kleinere Städte wohl „auf der Strecke“ bleiben würden. Und eine Anmerkung aus dem Publikum legte den Finger in eine sehr berlinerische Wunde: Welche Rolle spielen Investoren und Immobilienfirmen?
Zu erleben war eine muntere Bühnen- und Publikumsdiskussion, die im Innenhof des ANCB – mitten im interessanten Areal der ehemaligen Brauerei Pfefferberg – ihren entspannten Ausklang bei Snacks und Getränken fand.